Langwirksame Injektionspräparate können in Kombination mit Schulungen des Behandlungsteams die funktionelle Recovery fördern

Die frühzeitige Anwendung von langwirksamen Injektionspräparaten in Verbindung mit einer speziellen Schulung der Behandlungsteams kann die kurz- und langfristige funktionelle Recovery bei Patienten mit Schizophrenie im frühen Stadium fördern. Charlotte Emborg Mafi (OPUS-Klinik, Universitätsklinikum Aarhus, Dänemark) präsentierte klinische Erkenntnisse und betonte, wie wichtig die Schulung der medizinischen Fachkräfte für die Überwindung von Behandlungsbarrieren ist.

Wie Dr. Emborg bei ihrem Vortrag auf der EPA Virtual 2021 erklärte, müssen wir der funktionellen Recovery mehr Aufmerksamkeit schenken. Die Maximierung der gesundheitsbezogenen Lebensqualität und das Erreichen persönlicher Ziele sind wichtige Behandlungsergebnisse für Patienten mit Schizophrenie1–3und um dies zu erreichen, müssen wir die Therapie individuell abstimmen

Fokussierung auf die funktionelle Recovery

Fehlende Therapietreue ist ein großes Problem bei Schizophrenie. Bei Patienten, die sich nicht an ihre Behandlung halten, ist das Risiko eines Rezidivs fünf Jahre nach der ersten Genesung fast fünfmal höher als bei Patienten, die ihre Medikation einnehmen.4-5

Neue Evidenz bestätigt, dass frühzeitig eingesetzte LAIs Hospitalisierungen reduzieren

In einer kürzlich veröffentlichten Studie konnte gezeigt werden, dass die Anwendung eines langwirksamen Injektionspräparats (engl. „long-acting injectable“, LAI) die Zeit bis zur ersten Hospitalisierung erheblich verlängert und die Rate an ersten Hospitalisierungen reduziert bei Patienten mit Schizophrenie in einem frühen Stadium und Erstepisoden-Patienten.6

In der Studie, die in einem „real-world“ Umfeld durchgeführt wurde, wurden die Studienzentren randomisiert und angewiesen, entweder die Verwendung eines LAI zu fördern (19 Zentren) oder die üblichen vom Arzt ausgewählten Behandlungen fortzusetzen (20 Zentren), die auch LAIs umfassen können.6

In den randomisierten Zentren, an denen die Anwendung eines LAI gefördert wurde, sank die Inzidenzrate der ersten Hospitalisierung um 44 %, mit einer 15%igen absoluten Verringerung des Hospitalisierungsrisikos bei der Nachuntersuchung nach 2 Jahren, verglichen mit denjenigen, die die übliche Behandlung weiterführten.6

LAIs sind eine gängige Behandlungsoption

Wir wissen, dass ein Rezidiv die Funktionsfähigkeit des Patienten gefährden kann.7 Die Erhaltungstherapie mit LAIs sollte nicht Patienten vorbehalten sein, die sich in einem späteren Stadium der Krankheit befinden, sagte Dr. Emborg. Bei Patienten, bei denen eine Erhaltungstherapie angezeigt ist, sollten frühzeitig LAIs der zweiten Generation in Betracht gezogen werden, um die Behandlungsergebnisse zu verbessern, und zwar auch bei jüngeren Patienten – dies wird zu weniger Rezidiven und weniger Hospitalisierungen führen.

Die Erhaltungstherapie mit LAIs sollte nicht Patienten in einem späteren Stadium der Krankheit vorbehalten sein

Optimale Behandlungen sind nur mit gut geschulten Behandlungsteams realisierbar

In der oben erwähnten Studie nahmen die Behandlerteams an Zentren, die den Einsatz von LAI förderten, an einem speziellen Schulungsprogramm teil, das die Rolle der fehlenden Therapietreue bei Rezidiven und Hospitalisierungen, die Prinzipien der gemeinsamen Entscheidungsfindung, Kommunikationsstrategien, Rollenspiele und Möglichkeiten zur Überwindung logistischer Hindernisse für den Einsatz von LAIs in verschiedenen Gesundheitseinrichtungen umfasste.6

Lediglich 14 % der Patienten an diesen Standorten lehnten die Studienteilnahme ab, weil sie kein LAI erhalten wollten, betonte Dr. Emborg.6 Somit ist die Schulung des Teams der Schlüssel zur bestmöglichen Behandlung der Patienten.

Teamschulungen sind der Schlüssel zur bestmöglichen Behandlung

Dr. Emborg wies darauf hin, dass die Hindernisse für den Einsatz von LAIs oft nicht von den Patienten oder den Betreuern ausgehen, sondern von den Ärzten selbst. Die aktive Einbeziehung der Patienten in die Behandlungsentscheidungen ist der Schlüssel zum Erfolg, wie sie betonte. Alle Mitarbeiter mit Patientenkontakt sollten geschult werden, nicht nur der Psychiater und das Pflegepersonal.

Hindernisse für den Einsatz von LAIs gehen oft nicht von den Patienten oder den Betreuern aus, sondern von den Ärzten selbst

Individuelle Behandlungen sind nur mit gut geschulten medizinischen Fachkräften realisierbar.

Finanzielle Bildungsförderung für dieses Symposium erfolgte durch Otsuka Pharmaceutical Europe Ltd. und H. Lundbeck A/S

Our correspondent’s highlights from the symposium are meant as a fair representation of the scientific content presented. The views and opinions expressed on this page do not necessarily reflect those of Otsuka and Lundbeck.

Referenzen

  1. Hasan et al. World J Biol Psychiatry 2013;14:2–44
  2. Lehman et al. APA practice guideline for the treatment of patients with schizophrenia. 2nd edition, 2010
  3. NICE Guidance 2014. Available from: https://www.nice.org.uk/guidance/cg1781
  4. Robinson et al. Arch Gen Psychiatry 1999;56:241–247
  5. Caseiro et al. J Psychiatr Res 2012;46:1099–1105
  6. Kane et al. JAMA Psychiatry 2020;77:1217–1224
  7. Emsley et al. Schizophr Res 2013;148:117–121